Anna Haag

Unser Mehrgenerationenhaus trägt den Namen der Schriftstellerin, Frauenrechtlerin, Politikerin und Pazifistin Anna Haag (1888 – 1982).

Geprägt durch die Not zweier Weltkriege und die schweren Jahre des Nationalsozialismus, wurde Anna Haag zu einer Vorkämpferin für Frieden, soziale Gerechtigkeit und Humanität. Ihre Tätigkeit als Abgeordnete des ersten baden-württembergischen Landtages gibt Zeugnis ihres Mutes und Durchsetzungsvermögens für gesellschaftspolitische Themen (z.B. für das Recht auf Kriegsdienstverweigerung).

Als unerschrockene Vordenkerin setzte sie sich in den Nachkriegsjahren für die Gleichberechtigung der Frauen und die Verbesserung ihrer Lebenssituation ein. Zusammen mit anderen Stuttgarter Frauen trat sie angesichts des dezimierten Wohnungsbestandes für die Schaffung von Wohnraum und Weiterbildungsmöglichkeiten für alleinstehende Frauen ein.

Mit Unterstützung der Stadt Stuttgart und amerikanischer Spenden konnte auf ihre Initiative hin in Bad Cannstatt ein Wohnheim für alleinstehende Mädchen und Frauen gebaut und 1951 eingeweiht werden. Wie wichtig ihr die Verwirklichung dieses Wohnprojektes und die damit verbundene praktische Hilfestellung für Frauen auf dem Weg der Gleichberechtigung war, belegt ein Zitat ihres Mannes Albert Haag, der vor seinem Tod (1951) zu ihr sagte: »Annerle, alles sollst du abgeben, wenn nötig auch dein Landtagsmandat und was sonst noch an dir zehrt. Das Haus aber, das sollst Du helfen fertig bauen. Das wird eine Hilfe für viele werden.«

Die nach ihr benannte Einrichtung ist bis heute Ausdruck ihres großen sozialen Engagements. Der 1976 gegründete Soziale Arbeitskreis Anna-Haag-Haus e.V. hat ihr Vermächtnis bewahrt, indem er aktuelle soziale Probleme, die aus dem gesellschaftlichen Wandel resultieren, aufgreift und innovative, praxisnahe Lösungen entwickelt. Dieser Ansatz wird im Mitte 2007 bezogenen neuen Anna Haag Mehrgenerationenhaus weitergeführt.

Anna Haag wurde 1958 mit dem Bundesverdienstkreuz, 1978 mit der Stuttgarter Bürgermedaille geehrt.

Literaturhinweise:

  • Gabriele Katz: Anna Haag. Schreiben in Zeiten des Kriegs
    8 Grad Verlag, Freiburg 2022, 156 Seiten, ISBN 978-3-910228-00-9
  • »Denken ist heute überhaupt nicht mehr Mode«. Tagebuch 1940–1945
    Von Anna Haag. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Jennifer Holleis.
    Reclam Verlag, Stuttgart 2021, 448 Seiten, ISBN 978-3-15-011313-4
  • Die geheimen Tagebücher der Anna Haag. Eine Feministin im Nationalsozialismus
    Von Edward Timms. Aus dem Englischen von Michael Pfingstl.
    Scoventa Verlag, Bad Vilbel 2019, 328 Seiten, ISBN 978-3-942073-17-2
  • Leben und gelebt werden. Erinnerungen und  Betrachtungen
    Von Anna Haag und Rudolf Haag.
    Silberburg Verlag, Tübingen 2003, 400 Seiten, ISBN 387407562
Anna Haag, Gründerin des Anna Haag Mehrgenerationenhauses
Anna Haag (1888 – 1982)

WDR-ZeitZeichen

Am 20. Januar 2022, dem
40. Todestag Anna Haags,
hat der WDR einen sehr
hörenswerten Radiobeitrag
gesendet.