Von der Fördergruppe zum Ausbildungsabschluss
Eine junge Frau entwickelt ihre Stärken
Hasret kam im Sommer 2014 nach ihrer Schulzeit an einem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) ins Anna-Haag-Haus. Eine Mitarbeiterin der Agentur für Arbeit hatte ihr die Fördergruppe empfohlen, und Hasret entschied sich nach einem Praktikum für das Haus. Anfangs fühlte sich die junge Frau fremd, sie war sehr schüchtern und zurückhaltend. Doch nach den ersten Monaten kam sie besser zurecht, fand Anschluss zu Gleichaltrigen und gewann mit Unterstützung des Fördergruppenteams an Selbstvertrauen. Im hauswirtschaftlichen Bereich gefielen ihr Tätigkeiten in Wäscherei und Reinigung am besten.
Im zweiten Jahr entwickelte sich Hasret positiv weiter: Sie absolvierte ein Praktikum im Café des Anna-Haag-Hauses, ging dort souverän und zuvorkommend mit den Gästen um. Durch ihr sympathisches Auftreten und ihre Zuverlässigkeit wurde sie allseits geschätzt.
Und sie wollte gerne lernen, sowohl in der Praxis wie auch im Unterricht. So kam es, dass Hasret und ihr pädagogischer Betreuer überlegten, wie es für die motivierte junge Frau weiter gehen könnte. Würde sie eine Fachpraktiker-Ausbildung schaffen? Um dies zu prüfen, wurde gemeinsam mit Hasrets Eltern und ihrer Beraterin bei der Agentur für Arbeit entschieden, dass Hasret in die einjährige Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB) wechseln durfte. Und dort machte Hasret weiterhin Fortschritte, bekam sogar eine Belobigung für ihre schulischen Leistungen und konnte im Anschluss tatsächlich die dreijährige Ausbildung zur Fachpraktikerin Hauswirtschaft absolvieren.
Gefördert wurde die türkischstämmige Hasret auch durch MIGRA, ein von Stiftungen finanziertes Projekt für junge Migrant/innen im Anna-Haag-Haus. Durch MIGRA bekam sie zusätzliche Lernangebote und Unterstützung bei ihrem Wunsch, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erwerben.
Ihre Ausbildung empfand Hasret als anspruchsvoll. Die Lernanteile in Berufsschule und Kurs lagen höher als in der Fördergruppe, die Praxis verlangte mehr Selbstständigkeit. Doch Hasret meisterte beides sehr gut. Und sie wusste, wo sie hinwollte: Im Praktikum hatte Hasret herausgefunden, dass sie gerne mit Senioren arbeiten würde. Doch dann kam Corona. Ein Praktikum mit Übernahmechance endete abrupt, alle Planungen gerieten durcheinander. Hasret behielt die Nerven und konzentrierte sich erfolgreich auf die Abschlussprüfung. Mit ihrer Sozialpädagogin fand sie dann einen Arbeitsplatz nach ihrer Vorstellung: Seit Mitte September 2020 arbeitet Hasret im Seniorenheim des Generationenzentrums Sonnenberg in Stuttgart.