Anna Haag in den dreißiger Jahren an ihrem Schreibtisch.

Erstmals auf Deutsch erschienen:

Geheime Tagebücher – Anna Haags Reflektionen zu Krieg und NS-Regime

Während des Zweiten Weltkriegs führte Anna Haag (1888–1982), die spätere Gründerin und Namenspatronin des Anna-Haag-Hauses, über Jahre hinweg Tagebuch. Ihre Aufzeichnungen – insgesamt mehr als 2.000 Seiten – stecken voller scharfsinniger Analysen und kritischer Reflektionen zu Krieg und Nationalsozialismus. Die überzeugte Demokratin tarnte die Bände, deren Entdeckung zweifellos ihr Todesurteil bedeutet hätte, als Schulbücher, die sie im Kohlekeller versteckte und später im Garten vergrub.

Nach dem Krieg fertigte Anna Haag aus ihren Notizen ein auf 500 Seiten komprimiertes »Kriegstagebuch« an, das sie veröffentlichen wollte – doch in der Nachkriegszeit fand sich kein Verleger für ihre »Chronik des Schreckens« (wie Heinz Gorr vom Bayerischen Rundfunk Anna Haags Tagebuchaufzeichnungen in einem Radiobeitrag vom 4. Juni 2019 nannte). Erst im Jahr 1968 konnte die Schriftstellerin dann in ihren Memoiren »Das Glück zu leben« einige Auszüge publizieren.

Die Originalmanuskripte in 20 Bänden wurden im Nachlass von Anna Haag entdeckt und dem Stuttgarter Stadtarchiv übergeben. Dort sind sie bis heute zugänglich. Doch erst der britische Germanist und Kulturhistoriker Edward Timms (1937–2018) publizierte längere Passagen der Originaltexte und nahm dazu eine systematische zeithistorische Einordnung vor. Nun ist sein Buch im Scoventa Verlag in deutscher Übersetzung erschienen.

Am 28. November 2019 findet um 18.30 Uhr auf dem »Marktplatz« im Anna Haag Mehrgenerationenhaus eine Lesung aus »Die geheimen Tagebücher der Anna Haag« von Edward Timms statt.