
Tag 1 des Hospitationsprogramms: Die Runde startet mit gegenseitigem Kennenlernen beim Erkunden des Bereichs Seniorenhilfe.
Mitarbeiter*innen bilden Fundament des intergenerativen Konzepts
Das Hospitationsprogramm ermöglicht Einblicke in andere Arbeitsbereiche
Die tragenden Säulen des generationenverbindenden Konzepts im Anna Haag Mehrgenerationenhaus sind – neben den beteiligten Kindern, Jugendlichen und Senior*innen – vor allem die Mitarbeiter*innen. Ohne sie würde es den intergenerativen Alltag, den Jung und Alt im »Anna« gemeinsam leben und gestalten, so nicht geben können. Denn viele kleine Impulse im täglichen Geschehen bilden zusammen ein großes Ganzes: Das Miteinander der Generationen, das bei allen Beteiligten einen Mehrwert bewirkt. Die einen erleben durch die generationenverbindenden Aktivitäten und Projekte Freude, Aktivierung, Bereicherung und Unterhaltung. Die anderen erfahren in der Gemeinschaft von Alt und Jung Wertschätzung, Abwechslung, neue Perspektiven und zudem bereichernde Praxiseinheiten im Ausbildungsablauf. Doch wie gelingt es, dass alle – und vor allem neue – Mitarbeiter*innen dieses intergenerative Gesamtkonzept kennenlernen, mittragen und aktiv daran teilhaben können?
Einen wichtigen Beitrag dazu leistet ein so genanntes Hospitationsprogramm, an dem je ein*e Mitarbeiter*in der drei Bereiche Seniorenhilfe, Kindertagesstätten und Bildungsstätte teilnimmt. Zusätzlich können interessierte Mitarbeiter*innen aus anderen Bereichen (beispielsweise Verwaltung, Anna Haag Mobil oder aus dem Inklusionsunternehmen TANDiEM) das »Hospiteam« verstärken. Das Programm läuft über drei halbe Tage à vier Stunden an aufeinanderfolgenden Arbeitstagen. Die Teilnehmer*innen werden für diese Zeit von ihren eigentlichen Aufgaben freigestellt, die »Hospi« hat mindestens den gleichen Stellenwert wie eine externe Fortbildung. Umgesetzt wird sie – mit jeweils neuen Hospitant*innen – im monatlichen Rhythmus, jedoch mit Pausen in den Sommer- und Weihnachtsferien, sodass pro Jahr meist neun oder zehn Runden stattfinden.

Ihren zweiten Tag verbringen die Hospitationsteilnehmer*innen zusammen in einer der beiden Kindertagesstätten …
Die zentrale, übergeordnete Zielsetzung des Hospitationsprogramms, das generell allen Mitarbeiter*innen zugänglich ist, besteht in der Verankerung des intergenerativen Konzepts. Aus diesem Grund leitet die Generationen- und Quartiersmanagerin des Hauses, Anna Rothmund, die Hospitation insgesamt und führt die Teilnehmer*innen zu Beginn der jeweiligen Runde in die konzeptionellen Kernelemente ein. Sie begleitet das Programm über die drei Tage hinweg und ist offen für Fragen, Gespräche und Ideen. In der Umsetzung umfasst die »Hospi« dann die folgenden Teilschritte: Zum einen lernen die Mitarbeiter*innen den Arbeitsalltag in den unterschiedlichen Bereichen kennen – so entsteht ein gemeinsames Grundverständnis für Abläufe, Notwendigkeiten und Prioritäten im Alltag der Kitas, des Seniorenzentrums und der Bildungsstätte, die mit Kursunterricht und mit vielfältigen Praxisbereichen ein besonders breites Spektrum umfasst. Dabei gewinnen die Hospitant*innen wichtige Einblicke in die Bedürfnisse und Interessen der Senior*innen, Kinder und Jugendlichen. Zugleich vernetzen sich aber auch die Mitarbeiter*innen aus unterschiedlichen Bereichen miteinander: Man lernt sich persönlich kennen und verbringt drei Tage zusammen – dies erleichtert später in der täglichen Arbeit den Kontakt und schafft kurze Wege.
Vor allem lernen die Hospiteilnehmer*innen jedoch sehr viele Facetten des intergenerativen Alltags kennen. Sie beteiligen sich aktiv an den generationenverbindenden Aktivitäten im Haus, nehmen beispielsweise am Intergenerativen Frühstück teil, das stets am Donnerstagmorgen stattfindet, wirken beim gemeinsamen Singen mit, gestalten ein Bastelangebot für Jung und Alt auf dem Marktplatz oder laden die Generationen zum Backen beim Holzbackofen auf der Terrasse ein – je nachdem, was sich jahreszeitlich anbietet. Im Idealfall entstehen bereits bei diesem Schnupperkurs eigene Ideen für kleine Aktionen, die alle Generationen einbinden. Und in jedem Fall schafft das Hospitationsprogramm bei den Mitarbeiter*innen Sicherheit: Nach ihrer Teilnahme wissen sie, dass sie sich jederzeit mit eigenen Ideen und Angeboten einbringen dürfen. Denn im »Anna« ist es gewollt und gewünscht, dass Mitarbeiter*innen aller Bereiche sich am intergenerativen Geschehen beteiligen.

… bevor am dritten Tag die Bildungsstätte insgesamt, ihre Bildungsangebote und die unterschiedlichen Praxisbereiche vorgestellt werden.
Die Abfolge der Bereichsbesuche im Hospiprogramm ist ähnlich strukturiert: Zu Beginn eines jeden Tages gibt eine Führungskraft als Einstieg einen Überblick, stellt den Bereich und seine Angebote insgesamt vor. Lebendig wird dies durch Rundgänge, atmosphärische Fotos, kurze Filmelemente, aber auch durch Begegnungen mit unterschiedlichen Personen. Die Praxiseinblicke in die täglichen Abläufe vermittelt dann der*die Hospiteilnehmer*in aus diesem Bereich selbst: Er oder sie nimmt die Kolleg*innen mit in den eigenen Arbeitsbereich, skizziert die zentralen Aufgaben und Tätigkeiten und bindet die anderen Hospiteilnehmer*innen in die praktische Arbeit mit Senior*innen, Kindern oder Jugendlichen ein.
In der Regel startet die »Hospi« am ersten Tag in der Seniorenhilfe. Hier werden Pflege, Betreuung, aber auch hauswirtschaftliche Abläufe und die Tochtergesellschaften Anna Haag Mobil (mit ambulantem Pflegedienst, hauswirtschaftlichem Service und betreutem Wohnen) sowie das Inklusionsunternehmen TANDiEM vorgestellt. Der zweite Tag führt die Gruppe dann in eine der beiden Kindertagesstätten: in die Kita Anna Haag im Mehrgenerationenhaus oder in die beim Cannstatter Kurpark gelegene Kindervilla Anna Haag – je nachdem, aus welchem Team der*die Hospitant*in stammt. Am dritten Tag steht die Bildungsstätte im Zentrum, hier gibt es Informationen zu den verschiedenen Bildungsangeboten und praktische Einblicke in Arbeitsbereiche wie Wäscherei und Großküche mit Café und Kantine. Den Abschluss bildet dann ein Auswertungs- und Reflektionsgespräch mit der Generationen- und Quartiersmanagerin Anna Rothmund, bei dem es um die gewonnenen Eindrücke und bei Bedarf um offene Fragen geht. An jedem der drei Tage bleibt Zeit für generationenverbindende Aktivitäten, aber auch für einen offenen Austausch der Hospitant*innen untereinander, sei es beim gemeinsamen Mittagessen oder in der Kaffeepause.
Im Anna Haag Mehrgenerationenhaus ist das Hospitationsprogramm inzwischen fest etabliert und sehr beliebt. Eingeführt wurde es im Jahr 2008, inzwischen geht es im Oktober 2025 in die 130. Runde. Vorstand Jörg Schnatterer, auf dessen Initiative die Hospitation zurückgeht, freut sich über den Erfolg: »Die Idee war, das intergenerative Gesamtkonzept möglichst breit zu verankern und alle Mitarbeiter*innen einzubeziehen. So entstehen neue und frische Ideen – vor allem aber auch ein starkes Gemeinschaftsgefühl in unserem Mehrgenerationenhaus.«