Lernprobleme in der Autowerkstatt überwinden: Flughafen und Anna-Haag-Haus bilden junge Menschen als Fachwerker aus. Foto: Rudel

Die Wartungsarbeiten am Porsche der Flughafen-Ausbildungswerkstatt gehen Dennis leicht von der Hand. Sein Kollege Jetmir schaut dem angehenden Autofachwerker über die Schulter. Ausbildungsmeister Christian Lederer gibt den Jugendlichen Tipps. Foto: Rudel

Esslinger Zeitung

LEINFELDEN-ECHTERDINGEN:
Flughafen und Anna-Haag-Haus bilden junge Menschen als Fachwerker aus

Von Elisabeth Maier

Das Lackieren von Autos geht dem 17-jährigen Dennis leicht von der Hand. Wenn der Jugendliche eine Fläche bearbeitet, sieht das schön glatt und gleichmäßig aus. „Da ist er gut“, bestätigt sein Ausbildungsmeister Christian Lederer. Dennis ist einer von sechs Jugendlichen, die auf dem Stuttgarter Flughafen ihre dreijährige Ausbildung zum Autofachwerker machen. Seit September bietet die Bildungsstätte des Anna-Haag-Hauses in Stuttgart bietet den Reha-Ausbildungsgang für junge Leute an.

„Wir bilden Haupt- und Förderschüler aus, die Einschränkungen beim Lernen haben“, erläutert Lederer das Konzept. Der Kraftfahrzeugmeister, der eine sonderpädagogische Zusatzausbildung absolviert hat, betreut die sechs jungen Männer gemeinsam mit Sven Schweikert, der für die Ausbildungswerkstatt am Stuttgarter Flughafen zuständig ist. „Die sechs Jungs haben sich sehr gut bei uns eingelebt“, findet Schweikert. Der Kfz-Meister des Flughafens freut sich, dass seine angehenden Mechatroniker den Fachwerker-Azubis vom Haag-Haus gerne helfen, wenn sie mal eine Frage haben.

Ölwechsel am Porsche Cabrio

„Ich wollte schon immer schrauben und was mit Autos machen“, erzählt Jetmir. Der 17-Jährige sah aber zuerst mit seinem Hauptschulabschluss kaum Chancen, in diesem Bereich einen Ausbildungsplatz zu ergattern. Das bestätigt Christian Lederer: „Ohne Realschulabschluss geht da heute kaum noch etwas.“ Für junge Menschen, die sich mit dem Lernen etwas schwer tun, bietet das Anna-Haag-Haus gemeinsam mit dem Flughafen den Ausbildungsgang an, bei dem Service und Wartung im Mittelpunkt stehen. Am Ausbildungsfahrzeug der Azubi-Werkstatt, einem Porsche Cabrio, prüft Dennis den Ölstand. Sein Kollege Jetmir schaut ihm über die Schulter. Solche kleineren Arbeiten erledigen die technisch interessierten Jungs schon jetzt ganz routiniert.

Wenn ein Flughafen-Mitarbeiter seinen Wagen zur Inspektion bringt, dürfen die Jungs auch bei dieser komplexen Arbeit mitmachen. Einer der Kfz-Meister leitet sie an und überwacht ihre Arbeitsschritte. Damit sind sie schon mal einen ganzen Tag lang beschäftigt. Christian Lederer findet es sehr wichtig, den Jugendlichen Verantwortung zu übertragen. „Es ist einfach ein schönes Gefühl, wenn sie etwas selbst geschafft haben“, erlebt der Ausbilder immer wieder. In der Werkstatt lernen die Jungs ganz unterschiedliche Fahrzeugtypen kennen. „Wir zeigen ihnen auch, wo man nachschaut, wenn man einen Wagen nicht kennt“, sagt Sven Schweikert.

Zwei Tage pro Woche arbeiten die sechs jungen Männer am Flughafen, der für Jetmir „ein echt interessanter Arbeitsplatz“ ist. Wenn sie aus dem Fester schauen, sehen sie die startenden und landenden Jets. Sie schrauben an Autos oder sie lernen, wie man eine Form aus Metall bearbeitet. „Für unseren Sicherheitsausweis haben wir eine Prüfung gemacht“, berichtet Dennis. Das fand der 17-Jährige spannend.

Führerschein für Fußgänger

Um sich auf dem Vorfeld bewegen zu dürfen, brauchen auch Fußgänger einen Führerschein. Auch diese Hürde haben die Jungs schon genommen. Noch aufregender finden es die zwei, wenn sie und ihre Kollegen mit Sven Schweikert im Porsche Cabrio eine Probefahrt auf der Flughafen-Betriebsstraße machen dürfen. Der erfahrene Ausbilder, der auch Prüfer bei der IHK ist, motiviert seine Nachwuchskräfte immer mal wieder mit besonderen Erlebnissen.

An den übrigen Wochentagen arbeiten die sechs Auszubildenden vom Haag-Haus in ihrer Ausbildungswerkstatt in Waiblingen. Da hat Christian Lederer viel Zeit, sich um jeden einzelnen zu kümmern. Im geschützten Raum geht es um Feinheiten wie das Messen des Hubraums. „Man muss in Mathematik gut sein, wenn man einen technischen Beruf ergreifen will“, sagt der Meister. Er übt mit den Jugendlichen, wenn sie beim Rechnen oder mit der Theorie mal Probleme haben. „Uns geht es darum, den jungen Leuten eine ganzheitliche Bildung zu bieten“, sagt der Kfz-Meister. Deshalb wird jeder der sechs angehenden Autofachwerker von einem Sozialpädagogen begleitet, der ihm auch bei privaten Problemen zur Seite steht.

Friedemann John, der Leiter der Personalentwicklung und Ausbildung am Flughafen, freut sich, dass der Flughafen jungen Menschen mit der Reha-Ausbildung eine gute Zukunftsperspektive bieten kann. So könnten sie sich qualifizieren und hätten beste Chancen im Beruf. Den Impuls für die Kooperation mit dem Anna-Haag-Haus gab Flughafendirektor Georg Fundel. Über sein Engagement in der Helene-Pfleiderer-Stiftung lernte er die Bildungsangebote kennen und brachte die Ausbildung zum Autofachwerker am Flughafen mit auf den Weg.