Eine Stiftungskooperation ermöglicht das Förderprojekt MIGRA
Bessere Berufschancen für Jugendliche mit Migrationshintergrund
Jugendliche mit Migrationshintergrund sind in unserem Bildungssystem nach wie vor benachteiligt. Sie besuchen häufiger Förderschulen, beenden die Schulzeit ohne Hauptschulabschluss und münden in berufliche Bildungsmaßnahmen für junge Menschen mit Lernbehinderung, wie sie das Anna Haag Mehrgenerationenhaus in Kooperation mit der Agentur für Arbeit anbietet.
Bei einem Großteil dieser Jugendlichen liegen migrationsbedingte Faktoren vor, die sich auf ihrem Bildungsweg, aber auch beim Übergang in den Arbeitsmarkt, als Hemmnis erweisen: Unzureichende Deutschkenntnisse, kulturelle und familiäre Zwänge, das Fehlen eines qualifizierten Schulabschlusses, geringe Kenntnisse über den Stellenwert einer Berufsausbildung sowie über (Weiter-) Bildungsmöglichkeiten.
Die Bildungsstätte des Anna Haag Mehrgenerationenhauses hat nun ein Konzept entwickelt, durch das Jugendliche mit Migrationshintergrund, die im Haus eine Berufsvorbereitung oder Ausbildung absolvieren, zusätzlich gefördert und unterstützt werden. Seit Jahresbeginn wird es in Form des auf drei Jahre angelegten Projekts MIGRA erprobt. Möglich machen dies drei Stuttgarter Stiftungen – die Lechler Stiftung, die Louis Leitz Stiftung und die Vector Stiftung – die das Projekt MIGRA finanziell unterstützen.
MIGRA setzt sich zum Ziel, die migrationsbedingte Benachteiligung der Zielgruppe auszugleichen, den Projektteilnehmer/innen mehr Chancen und Perspektiven am Arbeitsmarkt zu eröffnen und so ihre nachhaltige Integration zu fördern und zu verbessern. Der Ansatz ist individuell, denn die Wünsche und Vorstellungen, aber auch die Stärken und Schwächen der Jugendlichen sind sehr unterschiedlich. Wesentliche »Bausteine« der Förderung sind zusätzliche Lernangebote zur Verbesserung der Deutschkenntnisse, zum Erlernen von Lernmethoden und zum Ausbau schulischer Kenntnisse. In anderen Projekteinheiten lernen die Teilnehmer/innen berufliche Weiterqualifizierungsmöglichkeiten kennen, wobei im Sinne einer weiterführenden Bildungsplanung individuell passende Wege zu höherer Qualifikation oder anderen Berufszielen gesucht werden.
Ein zentrales Projektmodul besteht in der gezielten Erweiterung der interkulturellen Kompetenzen: Die Jugendlichen der Projekt-Zielgruppe wissen in aller Regel nicht um die Qualitäten, die sich aus ihrem Migrationshintergrund ergeben können. Ihre Mehrsprachigkeit, ihr Verständnis für mehrere Kulturen, ihre Sensibilität und Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche kulturelle Gegebenheiten etc. können zum beruflichen Vorteil – Migration als Pluspunkt – entwickelt werden. Im Projekt wird dies gezielt trainiert: Die Jugendlichen lernen, ihre migrationsbedingten Stärken zu erkennen und im Kontakt mit potenziellen Arbeitgebern herauszustellen. MIGRA richtet den Fokus auch ganz gezielt auf Arbeitgeber und Kooperationsbetriebe, die Mitarbeiter/innen mit Migrationshintergrund aufgeschlossen gegenüberstehen – möglicherweise durch eigenen Migrationshintergrund und/oder entsprechende Kundenkreise. Abgerundet wird das Projekt durch präventive Angebote für junge Frauen in Konfliktsituationen.