Kontinuierliche Weiterentwicklung in allen Bereichen
Man glaubt es kaum, aber inzwischen liegt der Umzug ins neue Anna Haag Mehrgenerationenhaus gute zehn Jahre zurück. Bereits kurz nach dem Ankommen im neuen Gebäude war eine Art Aufbruchstimmung zu spüren: Endlich gab es Raum und Möglichkeit, nicht nur für Kinder, Jugendliche und Senioren, die das Mehrgenerationenhaus tagtäglich beleben, sondern auch für neue Angebote und Konzepte. Und der Rückblick auf ein Jahrzehnt »neues« Anna Haag Mehrgenerationenhaus zeigt deutlich, dass diese Zeit stark von einer kontinuierlichen Weiterentwicklung geprägt war – sowohl inhaltlich-konzeptionell als auch in der Breite und Vielfalt der Angebote.
Dies gilt nicht zuletzt für die Gesamtkonzeption, die alle drei Bereiche des Mehrgenerationenhauses – Bildungsstätte, Seniorenzentrum und Kindertagesstätte – durchdringt und verbindet. Das konzeptionelle Herzstück bildet dabei von je her das Miteinander der Generationen – doch nach dem Standortwechsel konnte und musste dieses ganz neu gestaltet werden. Diese »intergenerative Arbeit« besteht insbesondere darin, Begegnungen und Beziehungen zwischen den Generationen zu ermöglichen. Heute geschieht dies in sehr vielfältiger Form sowohl durch Alltagskontakte – im Café, auf dem Marktplatz oder beim »intergenerativen Frühstück« – als auch in Themenwochen (Kreativwoche, Märchenwoche etc.) und einer Vielzahl an Projekten. Das intergenerative Konzept hat nicht nur an Qualität gewonnen, es wurde auch in der Breite verankert: Alle Mitarbeiter/innen haben Anteil daran, ganz gleich, ob sie in Kita, Bildungsstätte, Seniorenzentrum oder Verwaltung arbeiten. Die Fäden laufen bei der Generationen- und Quartiersmanagerin zusammen – einer Stelle, die extra neu geschaffen wurde. Sie koordiniert und steuert nicht nur sämtliche generationenverbindende Aktivitäten im Haus, sondern wirkt zudem als Quartiersmanagerin in den Stadtteil Espan, der das Anna Haag Mehrgenerationenhaus umgibt, hinein.
Das Stichwort »Quartier« steht zugleich für die konzeptionelle Weiterentwicklung: Denn neben dem intergenerativen Leben traten im zurückliegenden Jahrzehnt Inklusion und Quartierskonzepte als tragende konzeptionelle Säulen des Anna Haag Mehrgenerationenhauses und seiner Tochtergesellschaften hinzu. Inklusion und Quartierskonzepte sind einerseits Querschnittsthemen, andererseits jedoch immer auch bereichsinterne Schwerpunkte. Für Inklusion stehen dabei in besonderem Maße die Bildungsstätte, das Integrationsunternehmen TANDiEM und nicht zuletzt die Kita Anna Haag.
In der Bildungsstätte entstand ein neuer handwerklich-technischer Ausbildungsschwerpunkt für leistungsgeminderte Jugendliche. Mit der Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BvB) wurde das Spektrum der beruflichen Orientierungsangebote erweitert. Die Fördergruppe wurde ausgebaut und die Ausbildung im hauswirtschaftlichen Segment um das Berufsbild »Fachkraft im Gastgewerbe« ergänzt. Der Bereich der beruflichen Weiterbildung für Erwachsene wurde an Veränderungen am Arbeitsmarkt angepasst und mit der »Umschulung zum/zur Hauswirtschafter/in« weiterentwickelt.
Einen besonderen Stellenwert nehmen auch die Wohnangebote des Hauses für Jugendliche ein: Heute gibt es an mehreren Standorten in Stuttgart-Untertürkheim und Stuttgart-Ost individuelle Wohnformen mit unterschiedlichem Grad an pädagogischer Betreuung, wobei auch Formen wie Paarwohnen oder Eltern-Kind-Wohnen möglich sind. Das Ambulant Betreute Wohnen (ABW) mit Finanzierung über das persönliche Budget wurde nachfrageorientiert auf- und ausgebaut. Konzeptionell übergreifend ist der Ansatz, kleine Wohneinheiten mitten im Stadtteil zu etablieren, in der Nachbarschaft oder Hausgemeinschaft mit Menschen ohne Behinderung. Im Juli 2014 wurde das Anna Haag Mehrgenerationenhaus für diese Neu- und Weiterentwicklung im Bereich Wohnen als eines von zehn Projekten mit dem »Landesinklusionspreis Baden-Württemberg« ausgezeichnet.
Auch TANDiEM, das 2007 gegründete Integrationsunternehmen des Anna Haag Mehrgenerationenhauses, weist eine positive Entwicklung auf. TANDiEM beschäftigt heute rund 50 Mitarbeiter/innen, davon die Hälfte mit einer geistigen Behinderung. Neben dem Ausbau des hauswirtschaftlichen Dienstleistungsspektrums – es reicht inzwischen von der professionellen Gebäudereinigung bis zum Betrieb des Café »HAAG« – konnten dank der Unterstützung durch Stiftungen auch konzeptionell neue Wege erprobt werden.
Umfassende Neu- und Weiterentwicklungen sind zudem im Bereich der Seniorenhilfe zu verzeichnen: Mit »Anna Haag Mobil – Pflege und Service rund um die Familie« entstand ein ambulantes Dienstleistungszentrum, das häusliche Pflege, Betreuung und Hilfe im Haushalt bietet. Unter dem Dach der neuen Tochtergesellschaft Anna Haag Mobil, die heute 60 Mitarbeiter/innen beschäftigt, wurden sämtliche ambulanten Angebote des Anna-Haag-Hauses vereint. In Kooperation mit der Baugenossenschaft Bad Cannstatt eG (BGC) und dem Bau- und WohnungsVerein Stuttgart entstanden und entstehen zudem neue Quartierskonzepte rund um den Nachbarschaftstreff Badbrunnen, das Wohncafé Ostheim und den Nachbarschaftstreff Winterhalde, dessen Eröffnung zum Januar 2018 geplant ist.
Auch im Bereich Kindertagesstätten entstand Neues: Im Bad Cannstatter Stadtteil »Schmidener Vorstadt« eröffnete das Anna Haag Mehrgenerationenhaus seine zweite Kindertagesstätte: Die »Kindervilla Anna Haag« bietet Platz für 55 Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren, verfügt über ein parkähnliches Außenspielgelände und einen direkten Zugang zum Kurpark Bad Cannstatt. Die pädagogische Arbeit prägt ein Ansatz im Sinne der Waldpädagogik mit vielen Naturerlebnissen. Zudem werden die Kinder regelmäßig in das Miteinander der Generationen im Stammhaus, das bequem per Spaziergang erreicht wird, einbezogen. Eine grundlegende konzeptionelle Weiterentwicklung vollzog jedoch auch die im Mehrgenerationenhaus gelegene »Kita Anna Haag«: Seit fünf Jahren ist sie eine Inklusionskita, in der Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam heranwachsen.
Vorstand Jörg Schnatterer blickt durchaus zufrieden auf diese Entwicklungen: »Wir haben viel bewegt in diesen zehn Jahren! Ich sehe es dabei auch als besonderen Glücksfall, dass wir starke Partner an unserer Seite haben: Stiftungen und Förderer, die uns bei der Einführung und Umsetzung neuer Konzepte unterstützen.«